Die Beziehungen in die Welt

von Gregor Steiner

Sechseläuten mit Strassburg

Gute Beziehungen müssen gepflegt werden

Die Städte Strassburg und Zürich verbindet eine lange Tradition, die bis heute lebendig geblieben ist. Der Städtebund von 1253 – das ist ja so lange her, man kann es sich kaum vorstellen. Doch wenn man nach Strassburg fährt, gibt es einen Place de Zurich, eine Rue de Zurich und einen Hirsebreibrunnen. Und auch heute wird die Städteverbindung bei den Touristenführungen in den Schiffen von Batorama erwähnt.

Société Nautique 1887 de Strassburg

Wie in einer guten Freundschaft werden Beziehungen zwischen Städten durch Personen und Vereine aktiv gepflegt. So waren die Freunde von der Société Nautique 1887 de Strassburg (SNS) auch im Januar an der 150. Generalversammlung des Limmat-Club Zürich (LCZ) vertreten, sie hatten letztes Jahr am Internationalen Schifferstechen teilgenommen und der Limmat-Club war zu Ihrem Anlass 2017 der joute nautique in Strassburg eingeladen. Auf der letzten Hirsebreifahrt 2016 war Paul Geiss, der Präsident der SNS, Ehrengast des Limmat-Clubs und der Empfang, nach den Anschlägen von Nizza ohne Musik aber mit Trauerflor, sehr beeindruckend. Aber eben ganz in der Tradition des Städtebundes, wo man sich auch in schweren Zeiten stets beisteht.

Die Hirsebreifahrt verbindet

Im II. Weltkrieg litt das Elsass speziell stark unter dessen Folgen. So war die Hirsebreifahrt 1946 eine ganz Spezielle. Die Limmat-Clübler brachten diesmal nicht nur Hirsebrei sondern auch Schokolade für die Waisenkinder und Kleider für die Armen. Der Limmat-Club wurden bereits an der Hafenschleuse vom Maire und der Société Nautique mit vielen jungen Gesichtern empfangen. Die Begrüssung im kriegsversehrten Strassburg ging als berührendstes Ereignis in die Geschichte ein.

Stehruder

Aber wie kommt der Hirsebrei heutzutage nach Strassburg

Um den Hirsebrei nach Strassburg zu bringen braucht es Spezialisten für die Wasserwege und die Sicherheit auf dem Wasser. Die Wasserfahrvereine, mit dem Limmat-Club Zürich als ältester und grösster Club in der Schweiz, üben genau dies. Die körperliche Fitness und das technische Können sind unerlässlich, um ein vollbeladenes, ca 5t schweres Holzschiff mit 30 Personen von der Limmat in die Aare, den Rhein und in die Ill zu rudern und steuern. Siehe auch "MIT DEM SCHIFF VON ZÜRICH IN DIE WELT!"

Der Hirsebrei selber wird aber heute nicht über die ganzen 3 Tage im Schiff mitgeführt. Er wird in der Regel vor Strassburg in einer Restaurantküche von uns zubereitet und dann warm zugeladen. Bei den letzten Fahrten wurde er von Sprüngli gestiftet und geliefert worden. Doch früher, so die Überlieferung von der zweiten Hirsebreifahrt 1576, welche nur etwa 20 Stunden dauerte, wurde der Brei noch auf dem Schiff gewärmt.

Wie kommt der Limmat-Club an den Sechseläuten Umzug

In der Zunft zur Schiffleuten waren früher die Fischer und Schiffer organisiert. Heute kann vermutlich kein Zünfter mehr mit einem Weidling, dem traditionellen Schiff, rudern oder stacheln. Doch es werden enge Verbindungen zum Limmat-Club gepflegt. Bei den Schiffleuten darf traditionsgemäss unser jeweiliger Präsident am Montag am Sechseläutenumzug mitmarschieren. Dieses Jahr wiederum Beat Leonhard sowie mit Urs Höhn auch der Ehrenpräsident. Eine grössere Delegation war in der Neuzeit nie eingeladen worden. Damit der Limmat-Club dieses Jahr am Sechseläuten mitmarschieren konnte, waren die Gäste des Sechseläutens verantwortlich. Der LCZ wurde von der Stadt Strassburg eingeladen, zusammen mit der Société Nautique am Umzug teilzunehmen. Vermutlich funktionieren die internationalen Beziehungen noch besser als die 100m stromaufwärts.

Überfahrt mit dem Langschiff & 4 Weidlingen

Drohnenaufnahmen zur Verfügung gestellt von Freddy Seiterle

Geschichtliches

1253

Seit dem 13. Jahrhundert bestehen urkundlich belegte Bündnisse zwischen den beiden Reichstädten Zürich und Strassburg. Um Schutz zu finden, den ihnen das Reich nicht gewähren konnte, schlossen sich Basel und Zürich bereits 1253 dem Rheinischen Städtebund an. Politische, militärische und wirtschaftliche Beziehungen verbanden vor allem die alte Eidgenossenschaft mit den Städten des Niederrheins. Die Chroniken beider Länder, der Eidgenossenschaft wie des Elsasses, verzeichnen von da an ein gemeinsames Vorgehen und die Versicherung gegenseitiger Hilfeleistung.

1439

Während des Zürichkrieges vermittelte Strassburg öfters zwischen den Kontrahenten Schwyz und Zürich.

1455

Eine Freischar aus mehreren Orten, voran Zürich, befreiten Strassburger Handelsleute, die vom Grafen Allwig von Sulz in Eglisau gefangen gehalten wurden.

1456 Hirsebreifahrt

Diese kriegerische Tat war wohl der Anlass, dass die Zürcher ein Jahr später 1456 an einem Freischiessen, das Strassburg ausgeschrieben hatte, teilnahmen.

Heinrich Bullinger, der Nachfolger Zwinglis, berichtete in seiner Chronik über diese erste Hirsebreifahrt.

Diese basiert auf einer Wette zwischen den Schweizern aus Zürich und den Elsässern aus Strassburg. Die Zürcher bewiesen mit einer Bootsfahrt, dass sie in 20 Stunden von Zürich nach Strassburg fahren konnten, so dass der aus Zürich mitgebrachte Hirsebrei bei der Ankunft noch so warm war, dass er an den „Lefzen“ gebrannt hat, wie in den Chroniken von 1456 und 1576 berichtet wurde. Da die Strassburger und Zürcher ein über mehrere Jahrhunderte dauerndes Städtebündnis pflegten, konnten die Zürcher mit diesen Fahrten beweisen, wie schnell sie den Strassburgern bei Bedrohungen zu Hilfe eilen können.

Mehr Informationen unter: www.hirsebreifahrt.ch

Die Schiffe: Womit fährt man nach Strassburg?

Die Bauart der Schiffe geht zurück auf die römisch-keltischen Schleppkähne, welche seit dem 1. Jahrundert v.Chr. verbrieft sind. Diese Schiffe wurden zum Warentransport gebraucht und ab später auch für Rettungsaktionen, da die Leute in der Regel nicht schwimmen konnten.

Das Schiff, welches am diesjährigen Sechseläuten-Umzug mitgeführt wurde, ist ein echter Weidling. Der Limmat-Club Zürich hatte den «Schwan» in seiner Flotte und führte damit Wettfahren und eben Flussfahrten durch. Seine Masse: Länge 9.20m, Breite 1.30m, Gewicht 400kg. Nutzung: bis 10 Personen, Nutzungsdauer: 8-10 Jahre

An der Hirsebreifahrt werden Langschiffe eingesetzt. Diese haben die gleiche Bauart sind aber grösser. Am Umzug konnte kein Langschiff mitgeführt werden, weil man damit nicht um die Kurve in die Bahnhofstrasse gekommen wäre. Die Masse sind: Länge 15m, Breite 2.5m, Gewicht: 2’500kg. Nutzung: 30 Personen, Nutzungsdauer: 12-20 Jahre

Limmat-Club Zürich – 150 Jahre Leben retten

Der Limmat-Club ist der einzige Verein, welcher noch mit Holzschiffen fährt. Die Bauform der Schiffe hat die typische Züri-Form. Diese unterscheidet sich zum Beispiel von der Form in Schaffhausen oder Basel. In der 150-jährigen Vereinsgeschichte besass der Limmat-Club 132 Schiffe wie der «Schwan», welcher am Umzug mitfährt. Dieses Jahr werden am 18. Mai 4 neue Weidlinge getauft.

 

Kurzportrait:

Gründungsjahr:   1869
          –150 Jahre Jubiläumswettfahren am 29.-30. Juni
Mitglieder:          1200
Aktive*:               55 (*mit einer Sportlizenz)
Junioren:             14
Depot:                 Schipfe 10, 8001 Zürich in der Altstadt
                           Breitensteinstr. 19, 8037 Zürich
Motto:
«Dem Elemente zum Trutz, dem Menschen zum Schutz!»

Am Umzug marschierten alle Altersklassen mit. Das jüngste Mitglied des Vereins ist Yves mit 11 Jahren und der älteste aktive Wasserfahrer ist Franz mit 84 Jahren.

Mehr Informationen untern: www.limmat-club.ch

Société Nautique 1887 Strasbourg – die lange Freundschaft

Die SNS macht als Sport das Schifferstechen. Ihre Art zu stechen ist heute als die französische Art bekannt und ist die meist verbreitete. Darin werden die meisten internationalen Turniere gestochen. Diese Art zu Stechen unterscheidet sich stark von dem Stechen in Zürich, welche seit 1881 vom Limmat-Club Zürich wieder neu ausgetragen wird.

Mit Bruno Geiss marschierte am Umzug auch der amtierende französische Meister im Schifferstechen mit. Er konnte letztes Jahr seinen Titel erfolgreich verteidigen.

Die SNS und der Limmat-Club haben eine langanhaltende Freundschaft. Diese wurde anlässlich der Hirsebreifahrt 1901 beurkundet, wo die Société Nautique zum Ehrenmitglied des Limmat-Club ernannt wurde. Seither treffen sich die Vereine in losen Abständen –  aber sicher alle 10 Jahre an der Hirsebreifahrt.

Über Kommentare freue ich mich immter: Gregi

Anfahrt auf das Kraftwerk LettenHirsebreibrunnen in Strassburg

Rote MarkierungAusschnitt vom Brunnen

Ehrenmitglied
Ehrenurkunde LCZ für die SNS von 1901

Wehrdurchfahrt
Wehrdurchfahrt mit dem Langschiff


Ankunft in Strassburg an der HBF 2016

Hotel de ville Strassburg
Corine Mauch an der HBF2016

Stilzli
Verteilung des Hirsebrei in Strassburg

Auftakt zum Sechseläuten
Auftakt zum Sechseläuten

Am Umzug
Verteilen des Hirsebreis am Umzug

Gabelfrühstück
Gabelfrühstück mit der Stadtzunft

Ueberfahrt
Flussfahrt mit der Stadzunft

Tazelwurn
Der LCZ-Tazelwurm


Die Langschiffe um die Jahrhundertwende

HBF
Hirsebreifahrt anno dazumal

HBF 1576
Hirsebreifahrt 1576


Schifferstechen 2018 in Zürich mit Bruno Geiss

Joute nautiqueSchifferstechen (Joute nautique) auf der Ill: SNS vs LCZ 2016

Inter. Nat Schifferstechen
Internationales Schifferstechen am Baggersee, FR 2017

Mehr Bilder vom Sechseläuten

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